BIOGRAPHIEN

Säkularisation

Chorruine der Abteikirche Heisterbach © Axel Thünker DGPh, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V.

Mit fortschreitender Revolution wurden die französischen Kirchengüter verstaatlicht und damit die katholische Kirche in Frankreich faktisch enteignet. Durch die Besetzung des linksrheinischen Deutschlands endete zunächst die Existenz der hiesigen geistlichen Herrschaften als politische Gebilde. Es kam hier zu unkoordinierten Pfändungen, Beschlagnahme und Zweckentfremdungen des mobilen und immobilen Kirchengutes, auch zum Wegfall der traditionellen Zehntsteuer zugunsten des Staates. Der rechtliche Status des Kirchenbesitzes jedoch blieb so lange ungeklärt, bis die besetzten Gebiete völkerrechtlich zu Frankreich gehörten. Der Konsulatsbeschluss vom 9. Juni 1802 verfügte die Aufhebung aller geistlichen Korporationen und Stiftungen sowie den Einzug des Kirchenbesitzes durch den Staat.

Die Säkularisierung wurde alsbald auf der rechten Rheinseite kopiert. Nach dem Reichsdeputationshauptschluss 1803 verloren alle geistlichen Staaten und Herrschaften ihren weltlichen Besitz und ihre weltlichen Hoheitsrechte. Auch politische Klein- und Kleinstgebilde wie zahlreiche Reichsstädte und Reichsritterschaften wurden mediatisiert und in größere Fürstentümer bzw. Königreiche einbezogen. Aus mehr als 1.000 zuvor reichsunmittelbaren Territorien entstanden knapp 40 Staaten. Damit waren die Territorialstruktur und das politische Gefüge des altehrwürdigen Heiligen Römischen Reiches Deutscher Nation endgültig aufgehoben. Die frei gewordenen Territorien wurden zur Entschädigung der weltlichen Fürsten für den Verlust ihrer linksrheinischen Besitzungen deklariert. Große Gewinner der Säkularisation war das Königreich Preußen, das die Bistümer Hildesheim und Paderborn erhielt, dazu den östlichen Teil des Bistums Münster mit der Stadt, die Abteien Elten, Essen, Herford, Kappenberg, Werden und Quedlinburg, dazu das thüringische Eichsfeld und Erfurt sowie die Reichsstädte Mülhausen, Nordhausen und Goslar. Die territoriale „Flurbereinigung“ stieß wegen der mit ihr verbundenen Modernisierung auf den Beifall schon der meisten Zeitgenossen, gründete jedoch auf Machtpolitik und dem Ziel der großen Staaten, ihren Territorialbesitz zu vergrößern. Preußen konnte sich seiner großen rechtsrheinischen Neuerwerbungen nur kurze Zeit erfreuen – territoriale Veränderungen, das Erlöschen alter und das Entstehen neuer staatlicher Gebilde blieben ein Merkmal der napoleonischen Zeit. 

Die Säkularisation zeitigte auch langfristige wirtschaftliche und soziale Auswirkungen. Der Verkauf eines großen Teils des ehemaligen kirchlichen Grundbesitzes führte zu einer nicht unbeträchtlichen Umverteilung des Eigentums an Grund und Boden. Zahlreiche Geistliche fanden im neu strukturierten Kirchendienst keine Verwendung mehr. Trotz ausgesetzter staatlicher Renten waren sie nun wie auch etliche Mönche und Nonnen nach Schließung ihrer Klöster auf einen gewerblichen Beruf oder familiäre Hilfe angewiesen. Zudem konnte die katholische Kirche nun viele traditionelle Aufgaben nicht mehr wahrnehmen. Dem Staat wuchs dadurch im Bildungs- und Schulwesen, in Krankenpflege und Armenfürsorge ein neuer Auftrag zu. Die Enteignung und der politische Machtverlust verwandelten auch den sozialen Charakter der Amtskirche. Waren früher hohe Kirchenämter nahezu ausschließlich dem Adel vorbehalten, so standen diese nun, da die katholische Kirche nicht mehr so reich und mächtig war, auch zunehmend den Söhnen von Bürgern und Bauern offen. 

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> Preußens Arrangement mit Frankreich - Der Friede von Basel

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Köln, Turm der romanischen Kirche Groß St. Martin © W. Bulach [CC BY-SA (https://creativecommons.org/licenses/by-sa/4.0)]