BIOGRAPHIEN
Der Weg Brandenburgs nach Westen
Es handelte sich eher um einen „Umweg“, führte er doch von Berlin über Königsberg (heute Kaliningrad) an den Rhein. Bereits seit der Mitte des 16. Jahrhunderts hatte das Kurhaus Brandenburg die mögliche Erbfolge im lutherischen Herzogtum Preußen ins Auge gefasst. Die Bestrebungen fanden eine tatkräftige Unterstützung in der Politik der Herzogin Marie-Eleonore aus dem Hause Jülich-Kleve-Berg.
An die Hochzeit ihrer Ältesten Anna (1576-1625) mit dem Thronfolger Johann Sigismund von Brandenburg (1572-1619) knüpfte sich für das Kurhaus neben der Erbanwartschaft auf Preußen auch die verlockende Aussicht auf eine Erbfolge in Jülich-Kleve-Berg.
Die Erbansprüche wurden weiter abgesichert. 1603 heiratete der alte Kurfürst Joachim Friedrich nach dem Tode seiner ersten Frau mit Prinzessin Eleonore von Preußen (1583-1607) eine jüngere Schwester seiner Schwiegertochter, was vorübergehend für etwas unübersichtliche Familienverhältnisse sorgte. Darüber hinaus fungierten der Kurfürst und der Thronfolger Johann Sigismund ebenfalls seit dem Jahre 1603 als Vormünder des regierungsunfähigen Albrecht Friedrich von Preußen sowie als Administratoren des Herzogtums.
Inzwischen hatte sich am Berliner Hof auch eine kleine, aber einflussreiche „calvinistische Partei“ gebildet, die eine Basis im 1604 geschaffenen „Geheimen Rat“ fand. Diese Gruppierung, angeführt von dem am Niederrhein geborenen Geheimen Rat Ottheinrich von Bylandt-Rheydt, drängte auf eine entschiedenere Vorbereitung der erhofften Erbfolge im Westen. Die Ziele sollten in engerer Anlehnung an die dortigen calvinistischen Mächte, Kurpfalz und Vereinigte Niederlande, realisiert werden.
Als der letzte Herzog von Jülich-Kleve-Berg 1609 kinderlos in Düsseldorf starb, brach der Erbfolgestreit aus. Bis 1614 konnte das Kurhaus Brandenburg das Erbe im Westen zumindest teilweise antreten, das Herzogtum Preußen fiel 1618 an.
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