BIOGRAPHIEN

Dynastische Heiratspolitik – Zufälle und Unwägbarkeiten

Eine Fürstenhochzeit bildete im Herbst 1573 die Grundlage dafür, dass die im Osten regierenden Hohenzollern auch am Niederrhein Fuß fassten. Die Prinzessin Marie-Eleonore (1550-1608), älteste Tochter Herzog Wilhelms V. von Jülich-Kleve-Berg (1516-1592), heiratete Albrecht Friedrich, Herzog von Preußen (1553-1618). Was später noch von großer Bedeutung werden sollte: Die jülich-klevische Dynastie verfügte über ein kaiserliches Privileg, das beim Fehlen eines männlichen Nachfolgers die weibliche Erbfolge gestattete.

Jacob van Biesen, Marie Eleonore von Jülich-Kleve-Berg, Herzogin von Preußen (1550-1608), Stammbuch der Grafen und Herzöge von Kleve, Arnheim, 1677 © LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Wilhelm V., hatte sich mit der „Wegverheiratung“ seiner Tochter von Düsseldorf nach Königsberg aus einer politisch misslichen Lage herausmanövrieren wollen. Im Aufstand der reformierten Niederlande gegen die spanisch-katholische Herrschaft hatte die überzeugte Lutheranerin Marie-Eleonore offensiv Partei für die protestantischen Rebellen ergriffen, wodurch ihr Vater unter spanischen und kaiserlichen Druck geraten war.

Das aus dem alten Ordensstaat hervorgegangene Herzogtum Preußen war ein königlich polnisches Lehen und lag außerhalb des Heiligen Römischen Reiches. In dem Land, auf das sich das spätere Königreich Preußen gründen sollte, regierte eine Nebenlinie der Hohenzollern, deren Hauptlinie die Kurfürsten von Brandenburg stellte.

Herzog Albrecht Friedrich von Preußen blieb aufgrund psychischer Störungen zeitlebens regierungsunfähig. Seine Gemahlin Marie Eleonore, die einem etwaigen Übergang Preußens in katholische Hände vorzubeugen suchte, verfolgte zielstrebig den engen Anschluss an die Hauptlinie in Berlin-Cölln. Dieser wurde mit einer zweiten, 1594 arrangierten Fürstenhochzeit erreicht. Die älteste Tochter des preußischen Herzogpaares Anna (1576-1625) heiratete den Thronfolger und späteren Kurfürsten Johann Sigismund von Brandenburg (1572-1619). Anna, die keine Brüder mehr hatte, brachte zwei Erbansprüche nach Berlin: auf Preußen und, über ihre Mutter, auch auf die Vereinigten Herzogtümer im Westen. Letztere Frage wurde politisch immer virulenter, da ihr einziger Onkel mütterlicherseits, Herzog Johann Wilhelm in Düsseldorf, in zwei Ehen ohne Kinder blieb.

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Unbekannter Künstler, Albrecht Friedrich Herzog von Preußen, Anfang 17. Jahrhundert, Öl auf Leinwand © LVR-Niederrheinmuseum Wesel