BIOGRAPHIEN

Krieg und ungesicherte Herrschaft

Charles le Bruin nach Jean Baptiste Massé, Ludwig XIV. plant den Feldzug am Niederrhein, Paris 1752, Kupferstich (Ausschnitt) © LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Der Xantener Stiftsherr Wilhelm van Breuers schrieb 1597: „Wir am Rhein sind von Kaiser und Reich gänzlich verlassen; unsäglich ist, was wir heute von den holländischen, morgen von den spanischen Truppen zu erdulden haben, wie sie brandschatzen, rauben und brennen. Große Strecken weit liegt der Boden unkultiviert; sehr viele Bauern sind entlaufen, Hunger und Not drückt Unzählige darnieder, pestartige Krankheiten raffen im Lande Tausende dahin.“

Die Vereinigten Herzogtümer waren vom Achtzigjährigen Unabhängigkeitskrieg (1568-1648) der aufständischen niederländischen Provinzen gegen Spanien betroffen, das die südlichen Niederlande regierte. Beide Seiten betrachteten den Niederrhein als strategisch vorgelagertes Terrain, wo sie um feste Plätze und Versorgungsquartiere kämpften.

Im Zeitraum zwischen 1568 und 1714 herrschten am Niederrhein insgesamt 86 Jahre Krieg. Nicht ständig also, nicht flächendeckend – aber irgendwo in der Region zeigte die Kriegsfurie immer wieder ihr fürchterliches Gesicht. Der Erbfolgestreit zwischen Brandenburg und Pfalz-Neuburg war in die großen Konflikte im Reich und zwischen den Großmächten verwickelt.

Nach dem Glaubenswechsel der beiden Erbanwärter 1613 traten die Vereinigten Niederlande und Spanien als Schutzmacht ihres jeweiligen Glaubensgenossen auf. Der Vertrag von Xanten 1614 mit der vorläufigen Aufteilung des Gesamterbes hielt die Parteien nur vorübergehend von der Kriegführung am Niederrhein ab.

Diese flammte 1621 nach Ablauf eines zwölfjährigen Waffenstillstandes auch hier wieder auf und überlagerte sich mit dem nun entbrannten Dreißigjährigen Krieg. In den 1630er und 1640er Jahren wurde besonders das linksrheinische Kleve noch zu einem Tummelplatz weiterer fremder Truppen. Nach den Friedensschlüssen zu Münster und Osnabrück 1648 stabilisierte sich die brandenburgische Herrschaft in den westlichen Provinzen. Die verbündeten Vereinigten Niederlande beließen jedoch ihre Truppen in den rechtsrheinischen Garnisonen des Herzogtums Kleve.

Jan van Huchtenburg, Bombardeeringe der Stadt Gelder door de Troupen des Konings van Pruysse, Den Haag 1729, Kupferstich (Ausschnitt) © LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Durch den Angriff Ludwigs XIV. auf die Niederlande wurde auch der brandenburgische Niederrhein ab 1672 wieder ein Kriegsschauplatz. Erst um 1680, nach mehrfachem Wechsel der Bündnisse, gelangte der Kurfürst von Brandenburg in den dauerhaften und alleinigen Besitz aller seiner Gebiete im Westen. Der Friede allerdings blieb fragil.

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