BIOGRAPHIEN
Neue Kriege und ein neuer König – Ausdehnung der brandenburgisch-preußischen Herrschaft im Westen
Der Nachfolger des Großen Kurfürsten, Friedrich III., beteiligte sich am „Reichskrieg“ gegen Frankreich. 1689 führte er eine Armee aus brandenburgischen, münsterschen und braunschweigischen Kontingenten gegen französische Truppen auf kurkölnischem Gebiet. Der Kurfürst befehligte persönlich die Belagerung und Eroberung von Bonn und ließ auf seine Erfolge Medaillen schlagen, die ihn als Befreier des Niederrheins feierten („Inferior Rhenus Liberatus“).
In der Auseinandersetzung um das vakante spanische Erbe trat Brandenburg-Preußen dann auf die Seite des Kaisers und der „Großen Allianz“ gegen Frankreich und Spanien. Am 16. November 1700 unterzeichnete Kaiser Leopold I. den so genannten „Krontraktat“. Er willigte darin ein, dass sich Kurfürst Friedrich III. von Brandenburg für sein Herzogtum Preußen, das nicht zum Reich gehörte, die Königswürde beilegte. Der Brandenburger verpflichtete sich seinerseits zur Militärhilfe in dem sich abzeichnenden Konflikt.
Während des Spanischen Erbfolgekriegs (1701-1714) wurden die dem Kaiser zugesagten 8.000 Mann allerdings zunächst nur am Niederrhein eingesetzt. Dabei fungierte die entstehende Festung Wesel als Stützpunkt und Nachschubbasis. So bei der Eroberung der kurkölnisch besetzten Festung Kaiserswerth 1702 wie auch bei der Belagerung, Bombardierung und schließlichen Eroberung der spanischen Festung Geldern 1703. Auch die anschließende Besetzung eines Teiles des spanischen Oberquartiers Geldern sowie die handstreichartige Inbesitznahme von Moers 1712 gingen ebenfalls von Wesel aus.
Der Friede von Utrecht bestätigte den neu gewonnenen preußischen Besitz in Westdeutschland. Dieser war nun, neben den Grafschaften Lingen und Tecklenburg, gerade am Niederrhein erheblich vergrößert: mit dem Hauptteil des Oberquartiers Geldern sowie mit der Grafschaft Moers (seit 1707 Fürstentum) aus dem oranischen Erbe und seiner wirtschaftlich bedeutenden Exklave Krefeld.
Weitere Unterthemen:
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