BIOGRAPHIEN

Ein Diener des Staates – Eine (fast) exemplarische Beamtenlaufbahn

Theodorus Caenen, Johann Adolf Grusemann, Landrichter in Xanten, Nijmwegen 1745, Öl auf Leinwand © Leihgabe: Privatbesitz, LVR-Niederrheinmuseum Wesel

Wie wurde man höherer Beamter im Preußen des 18. Jahrhunderts? Der soziale Stand erleichterte auf jeden Fall den Zugang, wie etwa beim thüringischen Freiherrn Ludwig Philipp vom Hagen (1724-1771), dem fähigsten Minister Friedrichs des Großen. Aber die Herkunft blieb nicht mehr das alleinige Kriterium. Schon seit Friedrich Wilhelm I. wurde die Qualifikation immer maßgeblicher, d.h. ein abgeschlossenes Studium der Rechte und/oder der modernen Kameralwissenschaften. Daher gelangten zunehmend auch bürgerliche Bewerber in höhere Stellungen. So etwa Johann Rembert Roden (1724-1781) aus Soest. Der Sohn eines Stadtkämmerers und einer Arzttochter war Hagens engster Mitarbeiter seit 1763 und fünf Jahre später Präsident der Oberrechenkammer in Berlin. 

Hagen trat nach seinem Studium in Halle in den preußischen Zivildienst ein. Die von 1747 bis 1754 jährlich wiederholte sehr positive Beurteilung seiner Leistung durch den Präsidenten der klevischen Kammer brachte ihn als Geheimen Finanzrat ins Berliner Generaldirektorium. Dort wurde er 1764 zum Minister ernannt und leitete das 3. Departement, das auch für die Westprovinzen zuständig war. Deren Schuldenregulierung und Wiederaufbau nach dem Siebenjährigen Krieg bildeten wesentliche Arbeitsfelder.

Darüber hinaus gestaltete Hagen eine grundlegende Neuordnung des gesamten preußischen Finanz- und Kameralwesens. Die von ihm 1769/70 veranlasste Normierung des Ausbildungswegs und Etablierung von Eingangsprüfungen für höhere Beamte war ein bedeutender weiterer Schritt auf dem Wege der Professionalisierung.

Während die obersten Verwaltungsstellen im preußischen Westen generell mit auswärtigen Beamten besetzt wurden, waren auf der Ebene darunter zunehmend auch Einheimische tätig. Allmählich entwickelte sich hier eine „regionale“ höhere Beamtenschaft aus bürgerlichen niederrheinischen und westfälischen Familien.

Hagen starb angeblich an Überarbeitung. Allerdings: Mit den oft berufenen „preußischen“ Beamtentugenden war es damals noch nicht ganz so weit her. Lokale Patronage, Vetternwirtschaft und Korruption kamen auch in der altpreußischen Verwaltung häufiger vor, als es eine spätere Idealisierung glauben machen wollte.

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Theodorus Caenen, Helene Charlotte Grusemann, geb. Rittmeyer, Ehefrau des Landrichters Johann A. Grusemann, Nijmwegen 1745, Öl auf Leinwand © Leihgabe: Privatbesitz, LVR-Niederrheinmuseum Wesel