BIOGRAPHIEN
Ein Vivatband auf den Sieg bei Krefeld
Vivatbänder (lat. vivat = er, sie, es lebe hoch) sind seit der Regierungszeit Friedrichs des Großen bekannt und erlebten während des Siebenjährigen Krieges als neue „Propagandamedien“ einen ersten Höhepunkt.
Eine seidene Bandrolle aus einheimischer Produktion feiert den Sieg in der Schlacht an der Hückelsmay bei Krefeld. Hier besiegte am 23. Juni 1758 die Alliierte Armee unter dem Oberbefehl des Herzogs Ferdinand von Braunschweig (1721-1792) ein zahlenmäßig überlegenes französisches Heer. Dabei fanden fast 3.000 Soldaten beider Parteien den Tod.
Die siegreiche Armee bestand aus britischen, hannöverschen, braunschweigischen, hessischen und nur geringen preußischen Kontingenten. Das Vivatband feiert diese Koalition im Stil der Zeit mit Sinnsprüchen, Allianzwappen und allegorischen Motiven. Neben den in Iserlohn gefertigten Tabakdosen waren derartige Vivatbänder die augenfälligsten Produkte neuartiger „patriotischer“ Massenartikel.
Nordwestdeutschland stellte einen Nebenkriegsschauplatz dieses ersten „globalen“ Krieges von 1756 bis 1763 dar. Die westlichen preußischen Landesteile waren vom Siebenjährigen Krieg und seinen Folgen unterschiedlich schwer betroffen. Die westfälischen Territorien hatten stärker unter Kampfhandlungen und Durchzügen zu leiden, waren aber nur teilweise und sporadisch besetzt. Die niederrheinischen Gebiete blieben fast auf die gesamte Dauer des Krieges unter französischer Besetzung, die im Namen der verbündeten Kaiserin Maria Theresia erfolgte. So führte der Sieg bei Krefeld auch nur zu einem vorrübergehenden Rückzug der französischen Truppen.
Die niederrheinischen Gebiete hatten hohe Geldbeträge an die Besatzungsmacht zu entrichten und erlitten darüber hinaus schwere Kriegsschäden. Im Herzogtum Kleve ging die Bevölkerung um 15 % zurück, in der Stadt Wesel gar um 27%. Die von den Besatzern geforderten, oft auch willkürlich erpressten Zahlungen bzw. Lieferungen konnten größtenteils nur mit Hilfe von Anleihen aufgebracht werden, was namentlich in Kleve zu einer hohen Verschuldung auf allen Ebenen der öffentlichen Finanzen führte.
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