Nach dem Ersten Weltkrieg (1918-1947)
1918/19
„Novemberrevolution“ auch in der Rheinprovinz, Einrichtung von Arbeiter- und Soldatenräten in vielen rheinischen Städten.
Niederschlagung des linksextremen „Spartakusaufstands“ in Berlin durch die provisorische Reichsregierung mit Hilfe rechtsextremer Freikorps.
1919
Erste demokratische gesamtdeutsche Wahlen zur Weimarer Nationalversammlung (19. Januar). Wahlrecht für Frauen und parlamentarische Sitzverteilung nach Stimmenverhältnis.
Wahlen zur verfassunggebenden preußischen Landesversammlung (26. Januar).
Bildung der ersten demokratisch legitimierten Regierung in Preußen auf der Grundlage einer Koalition von SPD, Zentrum und DDP (25. März).
Massenstreiks von über 300.000 Arbeitern im Ruhrbergbau im Zusammenhang mit der Sozialisierungsbewegung (Frühjahr).
Eröffnung der Neuen Universität zu Köln (12. Juni) in kommunaler Trägerschaft.
Unterzeichnung des Diktatvertrages von Versailles (28. Juni).
1920
Scheitern des rechten „Kapp-Lüttwitz“-Putsches am Generalstreik.
Roter Ruhraufstand im Ruhrgebiet, blutige Niederschlagung durch Reichswehr und Freikorps.
Gründung des Siedlungsverbandes Ruhrkohlenbezirk in Essen zur Lösung von provinzübergreifenden Problemen der Raumordnung, Siedlungs- und Verkehrsplanung.
Verabschiedung der Verfassung des demokratischen Freistaates Preußen. Stärkung des politischen Gewichts der Provinzen, deren Vertreter den Staatsrat als zweite Kammer neben dem Landtag bilden. Vorsitzender des preußischen Staatsrats von 1921 bis 1933 ist der Kölner Oberbürgermeister Konrad Adenauer.
1921
Erste Wahlen zum Rheinischen Provinziallandtag in der Demokratie; mit großem Abstand stärkste Partei wird das Zentrum (45,5 % der Stimmen).
1923
Besetzung des Ruhrgebiets durch französische und belgische Truppen zur Durchsetzung von Reparationsforderungen, passive Resistenz der Arbeiterschaft.
Höhepunkt separatistischer Bewegungen im Rheinland, Unruhen in mehreren Städten, Ausrufung einer kurzlebigen „Rheinischen Republik“ mit Sitz in Koblenz.
Separatisten scheitern am Widerstand der Bevölkerung und am Protest der britischen Regierung.
Höhepunkt der Inflation, katastrophale Verschärfung der materiellen Notlage vor allem im Ruhrgebiet.
1923/24
Einführung des Radios in Deutschland. Die Westdeutsche Funkstunde AG (WEFAG) nimmt in Münster den Sendebetrieb auf.
1925
Wahl Paul von Hindenburgs zum Reichspräsidenten (26. April). Der Gegenkandidat Wilhelm Marx (Zentrum) erhält die Stimmenmehrheit in der Rheinprovinz und in Westfalen.
Rheinische Jahrtausendfeier mit Großausstellungen in Aachen, Düsseldorf, Koblenz, Krefeld und Köln. Präsentation der epochemachenden „Jahrtausendausstellung“ in Köln vom 16. Mai bis zum 15. August.
Vollständiger Abzug der Besatzungstruppen aus dem Ruhrgebiet.
1926
Abzug britischer Truppen aus Köln; Reichsweite Live-Übertragung der Befreiungsfeier vor dem Kölner Dom im Radio.
Eröffnung der großen Ausstellung für Gesundheitspflege, soziale Fürsorge und Leibesübungen (GeSoLei) in Düsseldorf.
1928
Internationale Presseausstellung PRESSA in Köln.
1929
Kommunale Neuordnung im Rheinisch-Westfälischen Industriegebiet.
1930
Räumung der letzten linksrheinisch besetzten Gebiete, als „Rheinlandbefreiung“ mit nationalen Emotionen gefeiert.
1931
Scheitern eines von der NSDAP angestrebten Volksbegehrens zur Auflösung des preußischen Landtages.
1932
Anschläge auf zwei Synagogen in Köln.
Enormer Stimmenzuwachs der NSDAP (162 Sitze) und KPD (57 Sitze) bei den Wahlen zum preußischen Landtag.
Die Regierung Braun bleibt geschäftsführend im Amt, da keine absolute Mehrheit für die Wahl eines neuen preußischen Ministerpräsidenten zustande kommt.
„Preußenschlag“ (20. Juli). Staatsstreichartige Absetzung der legalen preußischen Regierung durch den Reichskanzler Franz von Papen (DNVP), gestützt auf eine Notverordnung des kurz zuvor mit den Stimmen von SPD und Zentrum wiedergewählten Reichspräsidenten Hindenburg. Von Papen wird Reichskommissar für Preußen.
Eröffnung der Köln-Bonner Autobahn (heutige A 555) durch Konrad Adenauer, das älteste Autobahnteilstück Deutschlands und erste Europas.
1933
Beseitigung jeglicher Eigenständigkeit preußischer Behörden und Vertretungsorgane, „Gleichschaltung“:
Letzte Wahl zum Rheinischen Provinziallandtag (12. März), Stimmenmehrheit der NSDAP (38 %).
„2. Gleichschaltungsgesetz“. Reichskanzler Hitler wird Reichsstatthalter für Preußen.
Widerrufliche Übertragung der Befugnisse auf Hermann Göring und dessen Ernennung zum Preußischen Ministerpräsidenten.
Besetzung der höchsten Verwaltungsämter in den preußischen Provinzen mit NSDAP-Mitgliedern.
Neues preußisches Gemeindeverfassungsgesetz. Auflösung der Provinziallandtage und kommunalen Vertretungen.
1934
Faktische Auflösung des preußischen Staates:
Gesetz zum „Neuaufbau des Reiches“. Aufhebung der Landtage, Aufgehen sämtlicher preußischer Ministerien in die Reichsministerien (mit Ausnahme des Finanzministeriums).
1947
Formelle Auflösung Preußens nach dem Zweiten Weltkrieg per Kontrollratsgesetz der alliierten Siegermächte UDSSR, USA, Großbritannien und Frankreich (25. Februar).